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Tim Lobinger & Joshua Kimmich: „Liebe auf den ersten Blick“

Schon seit einiger Zeit vertraut Bayern-Profi und BIYT-Athlet Joshua Kimmich in Trainingsfragen dem ehemaligen Weltklasse-Stabhochspringer Tim Lobinger. Wie es dazu gekommen ist und welche Beziehung sie heute pflegen, das haben wir Tim gefragt.

Du kennst Joshua Kimmich ja schon länger. Wie habt ihr euch kennengelernt und wie ist diese Bindung entstanden?

„Ich dürfte Joshua 2013 als leitender Athletiktrainer für Rasenballsport Leipzig kennengelernt haben – und zwar direkt in einem Trainingslager in Österreich. Man muss dazu sagen, dass Joshua zu diesem Zeitpunkt verletzt war und schon seit über 10 Monaten Schambein-Probleme hatte, die er damals beim VfB Stuttgart (wo er von 2007-2013, Anm. d. Red. spielte) nicht loswerden konnte. So hatten wir anfangs zwar täglichen Kontakt, aber die Belastungssteuerung raus aus dieser Verletzung erfolgte in Absprache mit der Physiotherapie und meinem damaligen Kollegen. Insofern war es so, dass wir uns dort erst menschlich angenähert haben und dann erst Stück für Stück mehr im Athletiktraining zu tun hatten. Das heißt aber trotzdem, dass wir uns natürlich jeden Tag gesprochen haben und dass es Gespräche gab – über ihn und mit ihm.

Das Ganze ging dann schon etwas über einen Zeitraum von gut sechs Wochen, bis er die ersten Fortschritte gemacht hatte und dann auch mehr und mehr in meine Hände übergeben worden ist. Und – ja ich muss sagen – das war ein Schicksalswink, eine tolle erste Begegnung und dann auch fast schon ein bisschen Liebe auf den ersten Blick (lacht). Das hört sich natürlich ein wenig überzogen an, aber so ist das halt bei manchen Sportlern, die ehrgeizig sind, die klug sind und einfach diesen ganz besonderen Esprit haben, den man nicht so oft in der Sportlerwelt findet.“

Ende 2020 hat er sich im Topspiel gegen den BVB im Zweikampf mit Erling Haaland verletzt. Hast du es geschaut und was war dein erster Gedanke?

„Die Verletzung von Jo im Spiel gegen Dortmund habe ich live verfolgt und ich muss schon sagen, dass mich die Bilder mitgenommen haben. Mir war klar, dass es nichts ist, was er so einfach abschütteln kann und ich habe nur gehofft, dass es kein Kreuzbandriss ist. Natürlich haben wir jetzt Jahre lang auf einen solchen Moment hingearbeitet, dass im Fall der Fälle das Knie oder der Fuß hält und es nicht zu einem Totalschaden kommt. Aber wissen kann man es nie. Bei einer Kontaktsportart wie Fußball kann man eben keine 100%-igen Garantien geben, auch wenn man so ehrgeizig wie Jo präventiv arbeitet. Am Ende ging es gut, die Verletzung war wohl das geringste Übel, wenn man sich die ganzen Bilder anguckt. Trotzdem war das seine erste große Verletzung und damit auch eine neue Erfahrung für ihn.

Aber nochmal trotzdem: wenn ich mich an die Bilder erinnere, ist es sicherlich etwas, was auch bei mir traumatisch ist, aber das zielt jetzt nicht nur auf Jo und unsere besondere Freundschaft ab, sondern auf all die Sportler, die ich betreue, pflege und hege. Generell bin ich jemand, der auch nicht so gerne Sportverletzungen im Fernsehen sieht. Das kommt sicherlich noch dazu.“

Wie war der erste Kontakt nach seiner Verletzung mit dir?

„Der erste Kontakt nach diesem Zusammenstoß mit Haaland war recht schnell. Wir haben unmittelbar nach dem Spiel miteinander Kontakt gehabt und ich hatte alle Infos bezüglich des weiteren Prozedere. Da bin ich also auf dem Laufenden gewesen und habe auch noch die ein oder andere lustige Nachricht von ihm aus dem Aufwachraum – halb benommnen (lacht).  Insofern wusste ich da schon immer, was Sache ist und habe all die Entscheidungen auch sehr sehr gut gefunden. Es war ein sehr guter Operateur, der FC Bayern München hat da ideal reagiert und alles eingeleitet, was es braucht, um die perfekte Grundlage für ein schnelles Comeback zu schaffen.“

Tim Lobinger

Tim und Jo beim Training 

Welche Rolle hast du bei der Reha gespielt?

„Entscheidend ist bei traumatischen Verletzungen einzig und allein der Spieler. Fühlt sich der Spieler mit seinem Umfeld wohl und setzt er auf Personen, denen er vertraut, ist das enorm wichtig für den gesamten Heilungsprozess und für das Aufbau-Training.

Glücklicherweise hat der Jo von Anfang an auf unsere Zusammenarbeit gesetzt. Ich habe mich da untergeordnet und natürlich gefreut, helfen zu dürfen. Am Ende bin ich aber jemand, der probiert, zu 100% den Bedürfnissen des Athleten gerecht zu werden. Und zum Jo gehört natürlich nicht nur sein privates Umfeld, was enorm wichtig ist, sondern auch sein berufliches Umfeld. Und das ist der FC Bayern. Hier haben wir zusammen eine sehr gute Lösung gefunden, uns viel ausgetauscht und ich hatte mit Prof. Dr. Holger Broich den entscheidenden Ansprechpartner beim FC Bayern. Insofern haben wir ihm – sprich Jo – ein Paket geschnürt, das in meinen Augen sehr gut war.“

Wie sah das aus?

„Er hatte immer kurze Wege zur Behandlung, zur Säbener Straße, zu allen Möglichkeiten, die er für eine schnelle Genesung braucht. Das Ganze habe ich um eine Möglichkeit ergänzt: wir haben gemeinsam mit seiner Freundin in kürzester Zeit bei ihm ein tolles Gym installiert, sodass er zuhause trainieren konnte, bei seinen Kindern sein konnte und trotzdem ganz akribisch und professionell arbeiten konnte. Wir haben außerdem Unterstützung von der ein oder anderen Firma bekommen, um da wirklich alles auf die Beine zu stellen, was nötig ist, um eine erfolgreiche und absolut fehlerlose Reha-Arbeit zu leisten. Das war eine tolle, intensive Zeit.“

Im zweiten Teil des Interviews spricht Tim über die Zukunft von Joshua, was ihn auszeichnet und wie Individualtraining grundsätzlich bei deiner Performance hilft.

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